Über Sinn und Unsinn von Anti-Jagd-Training
Nicht jede*r Hundehalter*in freut sich über die Jagdleidenschaft des Hundes. Spätestens wenn der eigene Hund überhaupt nicht mehr ansprechbar ist, weil in einiger Entfernung ein Hase den Weg kreuzt, wünscht man sich einen Hund, der am besten gar kein Jagdinteresse mitbringt. Aber wäre das wirklich wünschenswert? Schließlich wäre ganz ohne Jagdpassion selbst ein einfaches Ballspiel nicht möglich. Denn dem Ball hinterher zu rennen imitiert das Hetzen von Wild und das „Beutemachen“.
Um die Jagdpassion der Hunde in den Griff zu bekommen, lassen sich im Internet die abenteuerlichsten Beschreibungen finden. So ist bei einigen Seiten die Rede davon „dem Hund den Jagdtrieb abzugewöhnen“, „den Jagdtrieb weg zu trainieren“ oder mit einem Antijagdtraining „dem Jagdtrieb entgegen zu trainieren“.
Den Jagdtrieb bei Hunden einfach unterbinden?
Nun die enttäuschende Nachricht: Das jagdliche Interesse der Hunde können wir nicht „wegmachen“ oder ihnen ein Desinteresse für Wild beibringen. Dies ist höchstens bei Hunden der Fall, die aus reiner Langeweile oder zum Stressabbau jagen gehen. Aber dazu ein anderes Mal mehr…
Wenn Du schon auf dieser Webseite unterwegs warst, ist Dir vielleicht aufgefallen, dass der Begriff Antijagdtraining immer in Anführungszeichen steht. Denn auch wenn scheinbar auf den ersten Blick klar wird, worum es geht, wirkt der Begriff leicht irreführend. Das Wort Anti-Jagd-Training suggeriert, dass man die Jagdleidenschaft des Hundes irgendwie „wegtrainieren“ könnte oder etwas GEGEN die Jagdpassion erlernt.
Meist findest Du hier die Beschreibung Jagdverhalten kontrollieren – denn genau darum geht es. Mit einem gezielten Training bringen wir die Jagdleidenschaft des Hundes in kontrollierte Bahnen. Wir sorgen also dafür, dass er auch bei Wildsichtungen ansprechbar und in aufregenden Situationen gelassener bleibt. Außerdem bringen wir den Hunden bei, sich gut an ihren Menschen zu orientieren und immer mit einem Teil der Aufmerksamkeit bei ihnen zu sein. Natürlich ist auch das Thema Gehorsam wichtig und ein gut funktionierender Rückruf gerade bei jagdlich sehr ambitionierten Hunden essenziell!
Gleichzeitig schaffen wir dem Hund einen angemessenen Ersatz, bei dem er seiner Jagdpassion nachgehen darf – wir machen also ganz und gar nichts entgegen seiner jagdlichen Interessen, sondern setzen sie zielgerichtet ein.
Die Jagdleidenschaft sinnvoll nutzen
Für viele Hunde eignen sich jagdnahe Aktivitäten wie Dummytraining, das aus der Jagd auf Federwild entwickelt wurde, oder Fährtenarbeit und Mantrailing besonders gut. Auch in diesen Sparten kann der Hund lernen, gemeinsam mit dem Menschen zum „Jagderfolg“ zu kommen.
Um das Jagdverhalten des Hundes zu kontrollieren, braucht es also Training an unterschiedlichen Themen wie der Orientierung am Menschen, einem guten Gehorsam und (jagdnaher) Auslastung. Daneben sind auch die Verbesserung der Impulskontrolle und der Frustrationstoleranz wichtig. Durch ein gezieltes Training, das je nach Hund all diese Bereiche zu unterschiedlichen Teilen abdeckt, können Mensch und Hund wieder gemeinsam entspannter unterwegs sein.